04. Juni 2020 // Development Logbook
Krankheitsbedingt lagen die Arbeiten am Urban Grove im Mai 2020 brach – zumindest was die äußere Aktivität des Raubtiers „Homo Sapiens“ angeht.
Die sonstige Flora & Fauna im Urban Grove – im „städtischen Dickicht“- nahm weiterhin organisch ihren Lauf durch den Jahreskreis. Herrliche Blüten wurden geboren, welkten, starben – Neue Knospen und Früchte entstehen. Kirschen reifen im Sonnenlicht. Laub zersetzt sich, Funghi breitet sich aus und de-kompostiert Tod in Leben, Nährstoffe werden über ein komplexes „Wood Wide Web“ verteilt. All is Well im Urban Grove.
Ich arbeite ehrenamtlich aus meiner längeren und andauernden Erkrankung und aus meiner Vaterschaft heraus. Es gibt keinen Träger, Auftraggeber, Geldgeber, Arbeitgeber für den Urban Grove. Das ermöglicht druckfrei und erwartungsfrei die Arbeit innerhalb der Reha zu erproben.
Erst ist es immer frustrierend wenn nach einer längeren, produktiven Schaffensphase wieder unplanbar ein Schub einsetzt – für ein paar Tage oder Wochen. Wenn der Leib wieder geschwächt durch die Krankheit, Appetit- und Energielosigkeit auf 55,8 kg bei 1,87m rutscht…dann kommt alles in die erzwungene Stille.
„Wozu gibt mir das jetzt Gelegenheit?“ ist die Frage der Dankbarkeit als innere Haltung in Situationen, in denen wir uns erst einmal nicht nach Dankbar fühlen.
Die sehr aktive Frühlingsarbeit am Projekt im April waren die Äste und kleine Blüten. Im Mai riefen dann wohl die Wurzeln – denn ein „Baum“ soll das Projekt ja werden.
Die praktischen Schritte/Änderungen zuerst:
„Möchtest Du wirklich eine Menge Menschen durch den Grove stampfen sehen, der doch so davon lebt, dass er relativ unberührt ist ?“ Dieser Prüfungsfrage musste ich mich auch nochmal stellen. Diese Frage muss achtsam und leitend mit in die weitere Entwicklung fließen.
Der Urban Grove ist ein städtisches Dickicht in einer Häuserschlucht, das sich frei und wild als Mikro Ökologie der Flora & Fauna entfalten darf. Biologisch sind wir als Homo Sapiens Teil der Gattung Homo der Familie Menschaffen in der Ordnung Primaten. Wir sind also ein Teil der Fauna und müssen uns daher gleichwertig mit in das Öko-System einfügen.
Selbst-gekrönt also trampeln wir als Krone der Schöpfung in der Mythologie „Macht Euch die Erde untertan!“ daher. Dank unserer bemerkenswerten Erfindungen und der glorreichen Erkenntnis, das die Welt eine Bio-Maschine ist, die wir verstehen, manipulieren und korrigieren können wissen wir natürlich auch, dass wir gerade viel korrigieren müssen. Die neue Mythologie ist also in Folge „We save the world“. Der Tyrann und Diktator, der die Welt zerstörte möchte nun als ihr Retter erstrahlen.
Schön einfach gestrickt bringen wir unser Bemühen in einen simplen Indikator wie z.B. eine globale Temperatur. Wir fühlen uns so kompetent im Geo-Engineering, dass wir eine komplexes System, das wesentlich… wesentlich älter ist als unsere Spezies auf eine Nachkommastelle justieren können.
Das Pariser Abkommen der Verhütung des Schlimmeren ist also drüber gestülpt und die wirtschaftlich- wissenschaftliche Potenz darf nun walten…
Das Dilemma hier ist dass wir denken, dies sei „DIE Realität“ – schön objektiv bewiesen wie es unser unser Weltbild diktiert. Wir haben vergessen dass wir uns auch hier in einer Konsens-Mythologie bewegen. Auch dann noch, wenn die Wissenschaft regiert: in unserem noch immer dominanten bio-mechanischen Weltbild – in einer noch immer tief verankerten Grundhaltung des Industriezeitalters.
Während mein Leib also im Mai für nicht viel außer an 3 Tagen in der Wochen „Vater sein“ zu gebrauchen war hatte ich viel Zeit zum Nachdenken.
Der Urban Grove wird als Life Adventure RPG (Role Playing Game) in einem offen mythologischen Setting angeboten. Die mythologische Meta-Sicht befreit uns von unserem festen Weltbild und befreit damit unsere Kreativität in der persönlichen und kollektiven Identität. Zwei mythologische Ebenen sollen einen besonderen Ausdrucksraum bekommen.
Das spielerische Setting eines mythologischen Life Adventure RPG´s beschäftigt mich nun also in 2020 …vom zeitlichen Druck befreit. So wie das Ein-Be-Rufen eines ehrenamtlichen Kreises, der „Urban Grove“ gemeinsam entwickelt.